BREATH-Wissenschaftler an Europäischer Bronchiektasen-Leitlinie beteiligt

Die heterogenen Ursachen der non-CF Bronchiektasen stellen häufig eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die bisherigen Therapiekonzepte zur Lösung von Sekret und Verhinderung von Infektionen orientieren sich weitgehend an der Therapie der Mukoviszidose, während anti-obstruktive Behandlungsschemata von der Therapie der COPD abgeleitet werden. Drei BREATH-Wissenschaftler waren als deutsche Vertreter an der Erstellung einer europäischen Leitlinie zur Behandlung von non-CF Bronchiektasen beteiligt.

Non-CF Bronchiektasen sind gekennzeichnet durch eine dauerhafte Erweiterung der Bronchien und Bronchiolen. Ähnlich wie bei der Mukoviszidose kommt es dadurch zu chronischen bakteriellen Infektionen und Entzündungen, die mit einem Sekretverhalt in der Lunge und fortschreitender Schädigung der Atemwege einhergehen. Die heterogenen Ursachen der non-CF Bronchiektasen stellen häufig eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die bisherigen Therapiekonzepte zur Lösung von Sekret und Verhinderung von Infektionen orientieren sich weitgehend an der Therapie der Mukoviszidose, während anti-obstruktive Behandlungsschemata von der Therapie der COPD abgeleitet werden. Um ein besseres Verständnis über die Epidemiologie der Erkrankung und die angewendeten Behandlungsschemata zu erlangen, wurde im Jahr 2015 das deutsche Bronchiektasen-Register PROGNOSIS (The Prospective German Non-CF-Bronchiectasis Registry) gegründet. BREATH, der hannoversche Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), gehört ebenso wie die weiteren vier DZL-Standorte zu den Gründungszentren von PROGNOSIS. Die CAPNETZ-Stiftung, ebenfalls Partner im DZL, koordiniert und unterstützt den Aufbau des Registers. Seit dem Jahr 2017 ist PROGNOSIS außerdem assoziierter Partner des DZL. Ein erklärtes Ziel des Registers ist die Erstellung einer deutschsprachigen Leitlinie zu Diagnostik und Management von Non-CF-Bronchiektasen. Bisher stehen allerdings nur wenige Studien zu non-CF Bronchiektasen zur Verfügung.

Mit einem methodischen Ansatz aus der evidenz-basierten Medizin erarbeiteten Experten aus ganz Europa  zwischen 2014 und 2017 die kürzlich veröffentlichten Leitlinien der European Respiratory Society zur Behandlung von non-CF Bronchiektasen. Als Grundlage für die Erstellung der Leitlinie dienten sogenannte „PICO questions“ (patient/intervention/comparator/outcome), eine Suchstrategie zur wissenschaftlichen Literaturrecherche. Im PICO-Modell kann durch eine gezielte Formulierung der Fragestellung auch bei einer begrenzten Datenlage die bestmögliche Information aus den vorhandenen Ressourcen gewonnen werden. Durch diesen Ansatz konnte die gesammelte Expertise der beteiligten Wissenschaftler gebündelt werden. Mit Prof. Dr. Tobias Welte, Leiter der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover, sowie Dr. Felix Ringshausen und Dr. Jessica Rademacher, beide Vorstandmitglieder bei PROGNOSIS, waren drei BREATH-Wissenschaftler als einzige deutsche Vertreter an der Ausarbeitung der europäischen Leitlinie beteiligt.

In einem nächsten Schritt planen die Wissenschaftler eine kommentierte Version der Leitlinie zu erstellen, die die Besonderheiten des deutschen Gesundheitswesens berücksichtigt. Eine Finanzierungszusage durch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie wurde bereits erteilt. Das Ziel ist eine gemeinsame, mit Österreich und der Schweiz erarbeitete, trinationale Leitlinie für den deutschsprachigen Raum. Als Grundlage dienen die aus PROGNOSIS gewonnenen Daten. Über einen Expertenkonsens sollen zusätzliche Empfehlungen erarbeitet werden, die bisher nicht in der Leitlinie der ERS berücksichtigt wurden.

Quelle:  Polverino E et al. European Respiratory Society guidelines for the management of adult bronchiectasis. Eur Respir J. 2017 Sep 9;50(3). pii: 1700629.

 

Text: CD

Bild: F. Ringshausen
 

Das Team der kürzlich veröffentlichten ERS-Leitlinie zu Bronchiektasen mit Dr. Felix Ringshausen (2. v.l.).