Neuer Wirkstoff senkt Mortalität bei sCAP-Patienten mit niedrigem IgM

Patienten mit sCAP leiden an einer schweren Form der Lungenentzündung. Die kürzlich publizierte CIGMA-Studie untersucht den Einfluss der Zusatztherapie mit Trimodulin, einer polyklonalen Antikörper-Präparation aus IgM/IgA/IgG, auf den Behandlungserfolg der sCAP.

Patienten mit einer schweren Ambulant Erworbenen Pneumonie (severe Community Aquired Pneumonia – sCAP) leiden an einer schweren Form der Lungenentzündung und benötigen oftmals lebenserhaltende Maßnahmen wie eine mechanische Beatmung. Eine sCAP liegt vor, wenn sich die in der Lunge lokalisierte Entzündung  auf den Körper ausbreitet und Sepsis-assoziierte Komplikationen auftreten. Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate bei diesen Patienten liegt zwischen 30% und 50%. Damit ist die sCAP eine der häufigsten Todesursachen in Europa und den USA.

Über vielversprechende Ergebnisse zur Behandlung der sCAP berichtet die kürzlich von einem internationalen Forscherteam um Prof. Dr. Tobias Welte, Standortdirektor von BREATH, dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung und Leiter der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover, publizierte CIGMA-Studie zur Zusatztherapie mit Trimodulin.

Zurzeit ist die Standardbehandlung der sCAP die Gabe von Antibiotika und die intensivmedizinische Betreuung. Es wird vermutet, dass neben der antibiotischen Therapie eine zusätzliche entzündungshemmende Therapie  den Behandlungserfolg erhöhen kann. In früheren Studien konnten in Patienten mit einer sCAP verringerte IgM-Werte nachgewiesen werden. IgM werden bei einer Infektion in der Primärantwort des Immunsystems als erste Antikörper ausgeschüttet.

Basierend auf diesen Erkenntnissen untersuchte Professor Welte mit einem internationalen Forscherteam im Rahmen der CIGMA-Studie eine neue Behandlungsmethode der sCAP. Der untersuchte Wirkstoff Trimodulin ist eine polyklonale Antikörper-Präparation (IgM/IgA/IgG) und gilt als Kandidat für eine wirksame Zusatztherapie zum derzeitigen Therapiestandard. In der nun abgeschlossenen, doppelt-verblindeten Multi-Center-Phase-II-Studie wurde die Effektivität und Sicherheit dieses Wirkstoffs untersucht. Alle 161 in dieser Studie eingeschlossenen Patienten benötigten intensivmedizinische Betreuung und wurden mechanisch beatmet.

Obwohl der primäre Studienendpunkt, die Reduktion der beatmungsfreien Tage, nicht erreicht wurde, konnten wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden, da trotz fehlender statistischer Signifikanz die Gesamtsterblichkeit um etwa 20% reduziert werden konnte. In einer post-hoc-Datenanalyse wurden daraufhin Patientengruppen identifiziert, die besonders von der Trimodulingabe profitierten. In der Mehrzahl dieser Studienteilnehmer wurden erniedrigte IgM-Spiegel und erhöhte Entzündungswerte (CRP-Werte) beobachtet. Gerade in dieser Patientengruppe konnte die absolute Sterblichkeit von 36,6% (Placebo) auf bis zu 11,8% gesenkt werden.

Diese wichtigen Erkenntnisse können nun als Ausgangspunkt für Planungen einer anschließenden Phase-III-Studie genutzt werden.

 

Quelle: Efficacy and safety of trimodulin, a novel polyclonal antibody preparation, in patients with severe community-acquired pneumonia: a randomized, placebo-controlled, double-blind, multicenter, phase II trial (CIGMA study). Welte T. et al. Intensive Care Med. 2018 Apr;44(4):438-448. doi: 10.1007/s00134-018-5143-7. 

 

Text: BREATH / CD

Bild: Tom Figiel

Prof. Dr. Tobias Welte, Standortdirektor von BREATH