Lungenforschung im europäischen Verbund

Lungenkrankheiten kennen keine Grenzen. Denn neben individuellen Faktoren sind es Umwelteinflüsse oder infektiöse Erreger, die Lungenkrankheiten verursachen. Dabei nehmen besonders die Gefahren durch Infektionen mit epidemischem Potenzial zu – ihre Bekämpfung erfordert daher länderübergreifende Bemühungen und eine bessere Koordination bestehender nationaler Netzwerke. Auch das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) strebt eine stärkere europäische Vernetzung an. Unterstützt wird diese Vernetzung durch assoziierte DZL-Partner wie das Kompetenznetzwerk CAPNETZ.

 

CAPNETZ ist ein Kompetenznetzwerk zur Erforschung der ambulant erworbenen Pneumonie, einer der weltweit bedeutendsten Infektionserkrankungen (community-acquired pneumonia [CAP]). Seit seiner Gründung im Jahr 2001 konnte CAPNETZ eine umfassende Datenbank an Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie aufbauen (mehr als 10.000 rekrutierte Patienten). Dies wurde durch die zunehmende Europäisierung des Kompetenznetzwerks ermöglicht: Wissenschaftler aus Österreich, der Schweiz, Dänemark und den Niederlanden haben sich dem Kompetenznetzwerk angeschlossen; CAPNETZ-Studienzentren gibt es somit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Wien, Basel, Hillerød und Maastricht.

CAPNETZ will die Europäisierung der CAP-Forschung intensivieren – ein länderübergreifendes Kompetenznetzwerk wäre die logische Konsequenz seiner bisherigen Bemühungen. Mit dem geplanten europäischen CAPNETZ werden sich Krankenhäuser und mikrobiologische Labore aus mindestens zehn Ländern an einer umfassenden Datenerhebung und Analyse beteiligen. Hierbei sollen demografische und klinische Daten zu Krankheitsverlauf, Therapie und Outcome, mikrobiologische Befunde (Erregerepidemiologie und Resistenzmuster) sowie die diagnostischen Daten der gesammelten Biomaterialien zentral archiviert werden (z. B. Nasopharyngealabstrich, Sputum, DNA). CAPNETZ bietet die hierfür nötige Infrastruktur wie etwa ein etabliertes internetbasiertes Kommunikations- und Datenerhebungssystem. So können in einem noch stärkeren Maße Daten zur CAP erhoben, zentral gespeichert und analysiert werden, auch um europaweite multizentrische Studien effektiver planen und durchführen zu können.

Ein weiterer Schritt in Richtung einer europaübergreifenden Erforschung von Lungeninfektionskrankheiten ist die Beteiligung von CAPNETZ an PREPARE, einem von der Europäischen Union geförderten Programm zur Erforschung von Infektionen mit epidemischem Potenzial (Platform foR European Preparedness Against (Re-)emerging Epidemics). PREPARE ist angetreten, die Lücke zwischen Grundlagenforschung und angewandter Gesundheitsversorgung zu schließen. Die konkreten Ziele: Früherkennung von Epidemien sowie die Schaffung gemeinsamer Ressourcen, um auf neue Bedrohungen schnell und adäquat reagieren zu können.

Durch die Kooperation mit Partnern wie CAPNETZ, dem europäischen CAPNETZ und PREPARE wird das DZL somit Bestandteil eines europaweiten Netzwerks zur Erforschung von Lungenkrankheiten.