18. Hannoversches Impfsymposium

Am 2. November fand an der Medizinischen Hochschule Hannover das 18. Hannoversche Impfsymposium statt. Das Kompetenzzentrum Infektiologie, bestehend aus sechs Kliniken der MHH, führt dieses Symposium seit 18 Jahren in Folge als Fortbildungsveranstaltung für niedergelassene Ärzte und Kinderärzte durch, um ihnen einen Überblick über die aktuellsten Entwicklungen im Bereich Impfungen zu geben.

 

In diesem Jahr lag der Schwerpunkt des Symposiums auf der Prävention von Atemwegsinfektionen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Standort Hannover des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, BREATH. Professor Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der MHH, Direktor des DZL und Standortdirektor von BREATH, begrüßte die insgesamt ca. 100 Teilnehmer.

Im gemeinsamen Kampf für das Impfen verbunden, berichteten die sieben Redner schwerpunktmäßig zu den Themen Influenza und Pneumokokken. Aber auch das Thema Masern stand aufgrund seiner  Aktualität auf der Tagesordnung.

Professor Dr. Peter Wutzler vom Universtätsklinikum Jena sprach über die Grippe (Influenza) als „letzte große klassische Seuche“ und darüber, warum ihre Bekämpfung trotz vorhandener Impfstoffe weiterhin so problematisch und gleichzeitig so wichtig sei. An einer Pneumokokkeninfektion, eine häufige Folgeerkrankung einer Influenza, sterben beispielweise immer noch 1,18 % der 20-29-Jährigen, ein Alter, „in dem man eigentlich nicht verstirbt, es sei denn bei einem Verkehrsunfall“, sagt Tobias Welte.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die im europäischen Vergleich immer noch schlechte Impfrate in Deutschland. Frau Dr. Dorothea Matysiak-Klose vom Robert Koch Institut, die zum Thema „Rückkehr der Masern“ vortrug, gab zu bedenken, dass man die schlechte Impfsituation immer noch zu sehr mit echten Impfgegnern zu erklären versuche. Diese Gruppe stelle aber lediglich 1 % der Bevölkerung dar. Viel größer sei mit 35 % die Gruppe der Impfkritiker, die mit guten Argumenten vom Impfen überzeugt werden könnten. Weitere häufige Gründe für mangelhaften Impfschutz seien außerdem eher banale Gründe, wie Zeitnot oder Überlastung von Eltern.

Auf das Phänomen des „Herdenschutz“ gingen sowohl  Professor Dr. Matthias Stoll beim Thema „Impfen von Immun¬supprimierten“ als auch Professor Dr. Ulrich Baumann in seinem Vortrag zum  „Impfschutz bei Kindern mit chronischen Krankheiten“ ein. Sie betonten, dass gerade die Gesunden und Starken geimpft werden sollten, um die Schwächeren und Empfindlicheren zu schützen, denen unter Umständen gar keine Impfung zuzumuten sei oder ein Impfschutz aufgrund einer fehlenden Immunantwort gar nicht erreicht werden kann.

Ein wichtiger Beitrag zur Volksgesundheit könne, wie Studien aus Japan belegen, außerdem durch eine flächendeckende Grippeimpfung von Schulkindern erzielt werden, sagte Professor Welte.  Kinder seien der häufigste Ansteckungsherd für erwachsene Berufstätige, deren Erkrankung durch Arbeitsausfälle die Gesellschaft mit hohen Kosten belasten. Der neue intranasale Lebendimpfstoff gegen Influenza für Kinder könnte hier große Fortschritte bringen.

Generell leidet das Thema Impfen noch immer unter dem H1N1 Vorfall, bei dem bei der Bevölkerung einzig im Gedächtnis geblieben ist, dass Milliarden für einen unnötigen Impfschutz ausgegeben wurde, den letztlich niemand haben wollte oder gebraucht hat. „Wäre der Virus jedoch aggressiver gewesen, was niemand vorhersagen konnte, und die Bundesregierung hätte keinen Impfstoff gehabt, hätte das in einer Katastrophe gemündet“, sagte Tobias Welte. „Die Impfkommission konnte hier gar nicht anders reagieren“.

Die angeregte Diskussion zwischen Vortragenden und Teilnehmern bezeugte das große Interesse am Thema Impfen. Die anwesenden Ärzte lobten die hohe Praxisrelevanz der Vorträge, die Experten freuten sich über die kompetenten Fragen aus dem Publikum. Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Industrie war es möglich, das Symposium für die Teilnehmer kostenlos und für die Veranstalter kostendeckend anzubieten. Ein Engagement, für das alle Beteiligten sehr dankbar waren.

Text: BREATH/AZ

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