Im Juli 2016 trafen sich im Rahmen der ersten Welt-Bronchiektasen-Konferenz internationale Bronchiektasen-Experten in Hannover, um ein Konsensus-Papier zur Definition von Exazerbationen bei Patienten mit Bronchiektasen, die nicht durch Mukoviszidose verursacht wurden, zu erarbeiten. Dem Treffen war ein sogenannter Delphi-Prozess vorausgegangen, bei dem Experten Kriterien für die Definition zusammengetragen  und online, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen, gewichtet hatten.

Professor Dr. Tobias Welte, Leiter der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Direktor des Hannoverschen Standorts BREATH im Deutschen Zentrum für Lungenforschung, sowie Dr. Felix Ringshausen, Oberarzt an der MHH, Experte für Bronchiektasen und Mitglied im Vorstand des deutschen Bronchiektasen-Registers PROGNOSIS, waren an diesem Prozess beteiligt und außerdem Gastgeber des Treffens in Hannover. „Hier haben wir uns einstimmig auf die Kriterien geeinigt, die eine Exazerbation definieren“, erläutert Dr. Ringshausen. „Verschlechtern sich mindestens drei oder mehr der festgelegten Symptome über einen Zeitraum von mehr als 48 Stunden, und entscheidet der Arzt daraufhin, dass eine Änderung in der Behandlung angezeigt ist, handelt es sich nach unserer Definition um eine Exazerbation“, so Dr. Ringshausen. Die von den Experten ausgewählten Symptome sind Husten, Zunahme von Sputumvolumen und/oder Konsistenz, Zunahme der Sputumpurulenz, (Zunahme von) Atemnot (bei Belastung), Abgeschlagenheit und/oder allgemeines Unwohlsein und Bluthusten (Hämoptysen).

An dieser Definition haben internationale Experten des europäischen Bronchiektasen-Registers EMBARC, Vertreter des US-amerikanischen Bronchiektasen-Registers sowie Vertreter aus Australien, Neuseeland und Südafrika mitgewirkt. In ihrem im Juni 2017 veröffentlichten Konsensus-Papier empfehlen sie, diese Definition für zukünftige klinische Studien für Patienten mit Bronchiektasen zu nutzen.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit der ersten Welt-Bronchiektasen-Konferenz in Hannover den Rahmen für die Entscheidung zu dieser wichtigen Definition bieten konnten“, sagt Professor Welte. „Und unseren Patienten wird es zugutekommen, wenn in Studien zukünftig einheitliche Kriterien für eine Exazerbation verwendet werden. Hierdurch werden die Ergebnisse der Studien vergleichbarer und können somit effektiver zur Identifikation der besten Therapie genutzt werden.“ 

Eine Diskussion über die Bestimmung sowohl der ausgewählten als auch der nicht ausgewählten Kriterien für die Definition sowie eine detaillierte Darstellung des Delphi-Prozesses findet sich in der Originalpublikation.

Publikation:
Hill AT, Haworth CS, Aliberti S, Barker A, Blasi F, Boersma W, Chalmers JD, De Soyza A, Dimakou K, Elborn JS, Feldman C, Flume P, Goeminne PC, Loebinger MR, Menendez R, Morgan L, Murris M, Polverino E, Quittner A, Ringshausen FC, Tino G, Torres A, Vendrell M, Welte T, Wilson R, Wong C, O'Donnell A, Aksamit T; EMBARC/BRR definitions working group. Pulmonary exacerbation in adults with bronchiectasis: a consensus definition for clinical research. Eur Respir J. 2017, Jun 8;49(6). pii: 1700051. doi: 10.1183/13993003.00051-2017. Print 2017 Jun.  PubMed PMID: 28596426.

Text und Bild: BREATH/AZ