AG Lungenforschung arbeitet 500. Lungenexplantat auf

An der Medizinischen Hochschule Hannover werden jährlich etwa 150 Lungen transplantiert. Die dabei explantierten Lungen bergen ein erhebliches wissenschaftliches Potential. Die AG Lungenforschung vom Institut für Pathologie stellt für die Wissenschaftler des Forschungsverbunds BREATH seit mittlerweile 4 Jahren frisches humanes Lungengewebe zur Verfügung. Vor kurzem wurde die 500. Lunge durch das Team um Prof. Dr. Danny Jonigk aufgearbeitet.

Mit der Aufarbeitung der frischen Explantatlunge einer Patientin mit fortgeschrittener Lungenfibrose begann vor 4 Jahren die Erfolgsgeschichte der Lungengewebebank der AG Lungenforschung bei BREATH, dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).

Etwa 150 Lungen werden jährlich an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) transplantiert. Die dabei explantierten Lungen bergen ein erhebliches wissenschaftliches Potential. An vielen anderen Kliniken werden die bei einer Transplantation entnommenen krankhaften Organe durch Fixierung in Formalin für die diagnostische Aufarbeitung der Pathologie vorbereitet. Diese Aufbereitung ist zwar ausreichend für die Klärung der zugrunde liegenden Pathologie, für tiefergehende Forschungsfragen sind die Organe aber weitgehend verloren. Eine direkte Aufarbeitung der frisch explantierten Lungen hingegen bietet die Möglichkeit, neben der Routinediagnostik auch Gewebekulturen für die Forschung zu gewinnen.

Durch die intensive Zusammenarbeit zwischen den Teams um Prof. Dr. Danny Jonigk , Oberarzt am Institut für Pathologie, Prof. Dr. Gregor Warnecke, Leitender Oberarzt der Klinik für HTTG-Chirurgie und Prof. Dr. Jens Gottlieb, Oberarzt der Klinik für Pneumologie, und eine ausgefeilte Logistik ist genau das bei BREATH möglich. Steht an der MHH eine Lungentransplantation an, werden die Mitarbeiter der AG Lungenforschung sofort  darüber informiert. Direkt nach der Entnahme wird die explantierte Lunge von den Pathologen entgegengenommen und innerhalb von maximal dreißig Minuten nach Explantation mit dem Zuschnitt des frischen Organs begonnen. Zwischen Explantation und finaler Verarbeitung vergeht dabei so lediglich eine Stunde.  Koordiniert von Dr. Peter Braubach stehen die Mitarbeiter der AG Lungenforschung 24 Stunden pro Tag, an sieben Tagen der Woche bereit, um explantierte Lungen aufzuarbeiten. Hierbei können bei Bedarf auch alle diagnostischen Möglichkeiten der modernen Pathologie direkt zum Einsatz gebracht werden. Die bereitgestellte Infrastruktur ist in dieser Form weltweit einmalig. Vor wenigen Tagen wurde jetzt die 500. Lunge frisch aufgearbeitet.

Nach der Übergabe einer explantierten Lunge beginnt die eigentliche Arbeit der Pathologen. Abhängig von der Forschungsfragestellung der Kooperationspartner erfolgt die Gewebeaufarbeitung. Die Ansprüche sind dabei so vielfältig und spezifisch wie die Forschungsfragen selbst. Mittlerweile bestehen Kooperationen mit 27 lokalen, aber auch nationalen und internationalen Partnern.

Vor allem für die Forschungsprojekte im Rahmen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung ist die Arbeit der AG Lungenforschung von unschätzbarem Wert. Standortübergreifende Kooperationen bestehen hier z.B. mit dem DZL-Standortverbund UGMLC in den Bereichen Lungenhochdruck und Idopathischer Lungenfibrose. Außerdem wird etlichen Arbeitsgruppen innerhalb der MHH und dem Fraunhofer ITEM regelmäßig Lungengewebe für Forschungsprojekte auf den Gebieten Asthma und Allergie, Akutes Lungenversagen, Mukoviszidose, COPD, Lungenerkankungen im Endstadium, Diffuse Lungenparenchymerkrankungen und Lungenhochdruck zur Verfügung gestellt. Aktuell erfolgt auch eine Ausweitung des Programms auf onkologische Resektate zur engeren Anbindung an das DZL-Forschungsgebiet Lungenkrebs.

Durch die hohe Zahl von Lungentransplantationen an der MHH kann immer wieder auch frisches Probenmaterial  sehr seltener Erkrankungen gewonnen werden. Die Forscher um Prof. Jonigk nutzen dies, um eigene Fragestellungen zu seltenen Lungenerkrankungen zu beforschen. Im Fokus stehen dabei die chronische Dysfunktion von  Lungentransplantaten und interstitielle Lungenerkrankungen. Zu diesem Thema konnte Prof. Jonigk vor kurzem den prestigeträchtigen und hochdotierten Consolidator Grant des European Research Council einwerben.

Die AG Lungenforschung des Instituts für Pathologie der MHH ist dem Forschungsverbund BREATH, dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), angeschlossen.
 
Bei Fragen zur AG Lungenforschung bei BREATH wenden Sie sich an:
Prof. Dr. Danny Jonigk
Institut für Pathologie
Medizinische Hochschule Hannover
Tel.: 0511 532-4490

Text: BREATH / CD
Bild: MHH / Tom Figiel

Prof. Dr. Danny Jonigk, Leiter der AG Lungenforschung am Institut für Pathologie und PI im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL, Standort BREATH Hannover)

Dr. Peter Braubach, Koordinator der Gewebebank der AG Lungenforschung im Institut für Pathologie