BREATH-Wissenschaftler erhält 2 Million Euro von der Europäischen Union

Professor Dr. Danny Jonigk hat für sein Vorhaben „Hanover experimental lung research project (XHaLe)“ von der Europäischen Union (EU) die sehr begehrte Wissenschaftsförderung „Consolidator Grant des European Research Council (ERC)“ erhalten.

Hohe Auszeichnung für Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Professor Dr. Danny Jonigk vom Institut für Pathologie hat von der Europäischen Union (EU) die sehr begehrte Wissenschaftsförderung „Consolidator Grant des European Research Council (ERC)“ erhalten – und somit eine Zuwendung von rund zwei Millionen Euro.

Professor Dr. Danny Jonigk hat mit seinem Vorhaben „Hanover experimental lung research project (XHaLe)“ das Ziel, bisher unheilbare Lungenerkrankungen heilen zu können: Derzeit sterben pro Jahr in Europa rund eine halbe Millionen Menschen an Lungenerkrankungen, die keine Krebsleiden sind – also beispielsweise an chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), einer Lungenfibrose, einer Lungenentzündung oder an starkem Asthma. Bisher können Medikamente diese Erkrankung zwar zum Teil in ihrer Entwicklung verlangsamen, aber nicht heilen. Als letzte Therapiemöglichkeit bleibt den Betroffenen nur eine Lungentransplantation. Professor Jonigk will diese Krankheiten heilen. Dafür wird er in den kommenden fünf Jahren mit seinem Team 700 kranke Lungen untersuchen, die im Rahmen von Transplantationen den Patienten entnommen werden. Die MHH eignet sich für dieses Vorhaben in einzigartiger Weise, da an der MHH europaweit die meisten Lungen transplantiert werden: Im Jahr 2017 waren es rund 120.

Professor Jonigk untersucht anhand dieser Lungen insbesondere den Mechanismus der sogenannten Fibroisierung, der im Zentrum des Krankheitsgeschehens steht. Dies ist die krankhafte starke Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge, aufgrund derer die Lunge nicht mehr richtig funktioniert. Bei diesem Prozess spielen Makrophagen eine Schlüsselrolle. Diese Zellen sollen mit Hilfe der sogenannten Genschere so verändert werden, dass sie den Krankheitsverlauf aufhalten beziehungsweise rückgängig machen können. Langfristig sollen diese Makrophagen den betroffenen Patienten per Infusion oder Inhalation in therapeutischer Absicht verabreicht werden können.

Professor Jonigk konzentriert sich mit seinem Team aber auch auf die Gesamtheit aller Entzündungszellen, die in den explantierten Lungen vorkommen. Sie aktivieren die so genannten Myofibroblasten – Zellen, die das Bindegewebe produzieren – und könnten auch Angriffspunkt für Medikamente sein. Der Wissenschaftler arbeitet dafür sehr eng mit Arbeitsgruppen der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG), der MHH-Klinik für Pneumologie und des MHH-Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie zusammen.
An der MHH gibt es eine weltweit einmalige Infrastruktur, die Professor Jonigk und seine Partner aufgebaut haben. Sie ermöglicht, dass die entnommenen Lungen sehr frisch untersucht werden können: Nachdem eine kranke Lunge im Rahmen einer Transplantation einem Patienten entnommen worden ist, wird sie zu jeder Tages- und Nachtzeit direkt ins MHH-Institut für Pathologie zu Professor Jonigks Arbeitsgruppe Lungenforschung gebracht. Es vergehen so höchstens 30 Minuten zwischen Entnahme des Organs und dem Beginn der ersten Untersuchungen. Dann bereitet die von Dr. Peter Braubach koordinierte Gewebebank das Organ für die Forscher so vor, dass sie ihre wissenschaftlichen Untersuchungen durchführen können. Dafür stehen sie an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr zur Verfügung und nutzen so alle diagnostischen Möglichkeiten der modernen Pathologie. 25 lokale, nationale und internationale Partner, vor allem aus dem Forschungsverbund BREATH – dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) – nutzen bisher dieses Angebot. In den vergangenen vier Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft Lungenforschung bereits mehr als 500 Lungenexplantate frisch aufgearbeitet.


Text: MHH / Bandel

Bild: MHH / Kaiser
 

Prof. Dr. Danny Jonigk, Leiter der Plattform Pathologie