Pulmonale Ballonangioplastie für Patienten mit inoperabler Chronisch Thromboembolischer Pulmonaler Hypertonie

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Lungenforschung etablieren erfolgreich Methode aus Japan

Die erste, in Deutschland durchgeführte Reihenuntersuchung zur Pulmonalen Ballonangioplastie (BPA) bei inoperabler Chronisch Thromboembolischer Pulmonaler Hypertonie (CTEPH) wurde kürzlich in der hochrangigen Fachzeitschrift European Respiratory Journal veröffentlicht.

Die insgesamt 266 Eingriffe an 56 Patienten wurden an zwei Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) durchgeführt – an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und an der Kerckhoff Klinik in Bad Nauheim. In Bad Nauheim waren außerdem Kardiologen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauferkrankungen (DZHK) beteiligt.

 

CTEPH ist eine lebensbedrohende Krankheit und entsteht meist durch verschleppte Blutgerinnsel aus den Körpervenen in die Pulmonalarterien sowie durch fortschreitenden Umbau kleiner Lungengefäße. Die hieraus resultierende Verengung der Gefäße führt zu Atemnot und Belastungsstörungen. „Einem Teil der Patienten kann mit einer Operation geholfen werden, bei der die Ablagerungen chirurgisch aus den betroffenen Gefäßen entfernt werden“, sagt Dr. Karen Olsson, Ärztin in der Klinik für Pneumologie der MHH und Erstautorin der Publikation. „Ist ein solcher Eingriff aufgrund der Lage der geschädigten Gefäße oder aufgrund des Gesundheitszustands des Patienten nicht möglich, kann dem Patienten noch durch die Gabe von Medikamenten geholfen werden - dies allerdings oft nur mit mäßigem Erfolg.“

Eine neue Therapiemöglichkeit für inoperable Patienten stellt die Pulmonale Ballonangioplastie (BPA) dar, bei der die verengten Gefäße mittels Kathetertechniken und aufblasbaren Ballons geweitet werden. Üblicherweise sind 3-6 Sitzungen erforderlich, bis alle betroffenen Lungenabschnitte ausreichend behandelt sind. Diese Methode wurde bereits vor mehr als 10 Jahren beschrieben, wurde aber wegen häufiger und schwerwiegender Komplikationen zunächst nicht weiter verfolgt.

In Japan entwickelte man die Methode allerdings weiter und konnte gute Erfolge bei geringem Komplikationsrisiko erzielen. Zwei Kliniker der MHH machten sich deshalb 2013 auf den Weg nach Japan, um die Methode eingehend zu studieren und in Deutschland zu etablieren. Professor Dr. Marius Hoeper, Leiter der PH-Ambulanz und Professor Dr. Bernhard Meyer, Leiter des Schwerpunkts Interventionelle Radiologie, transferierten das Wissen nach Deutschland. Nur wenig später wurde die Methode auch in Bad Nauheim etabliert. „Wir stehen im ständigen Erfahrungsaustausch mit den Kollegen aus Bad Nauheim.  Das ist enorm wichtig, um die besten Ergebnisse für unsere Patienten zu erzielen. “ wirft Dr. Olsson ein. „Nicht nur die verbesserten Katheter haben uns zur Etablierung der Ballonangioplastie in Deutschland bewogen, sondern auch eine verbesserte Bildgebung“, erläutert Professor Hoeper. „Bei diesem Eingriff entscheidet die Vermeidung von Verletzungen der Gefäßwände über die Sicherheit der Patienten. Dass wir diese Methode in Hannover so erfolgreich etablieren konnten, haben wir maßgeblich unseren interventionellen Radiologen um Professor Dr. Bernhard Meyer zu verdanken. “

Die nun veröffentlichte erste Studie mit 56 Patienten hat gezeigt, dass sich die klinischen Parameter der inoperablen CTEPH durch die BPA signifikant verbessern lassen. Wie sich die Methode langfristig auf die Krankheit auswirkt, muss jetzt in weiterführenden Studien gezeigt werden, die eine Nachbeobachtung über einen langen Zeitraum erfassen.

„Auf jeden Fall werden wir die enge und erfolgreiche Kooperation mit unseren Kollegen aus Bad Nauheim weiterführen“, sagt Dr. Olsson. „Die Strukturen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung,  das die Kooperation zwischen Kompetenzzentren gezielt fördert und auch diese erste Studie finanziell unterstützt hat, helfen hierbei sehr. Die nächsten gemeinsamen Projekte auf unserem Spezialgebiet Pulmonale Hypertonie sind deshalb auch bereits in Vorbereitung.“

Publikation:
Olsson KM, Wiedenroth CB, Kamp JC, Breithecker A, Fuge J, Krombach GA, Haas M, Hamm C, Kramm T, Guth S, Ghofrani HA, Hinrichs JB, Cebotari S, Meyer K, Hoeper, MM, Mayer E, Liebetrau C, Meyer BC. Balloon pulmonary angioplasty for inoperable patients with chronic thromboembolic pulmonary hypertension: the initial German experience. Eur Respir J. 2017 Jun 8;49(6). pii: 1602409. doi: 10.1183/13993003.02409-2016. Print 2017 Jun. PubMed PMID: 28596435.

Text: BREATH/AZ

Erstautorin PD Dr. Karen Olsson