EVALUT Studie untersucht die psychosoziale Belastung von LTx-Patienten

Eine Lungentransplantation ist ein schwerwiegender medizinischer Eingriff, der die Lebenssituation der betroffenen Patienten grundlegend verändert. Bereits in der Zeit vor, aber auch nach einer Lungentransplantation (LTx) sind LTx-Patienten häufig auch psychisch belastet. Es ist bekannt, dass ein höheres Ausmaß an depressiven Symptomen die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer LTx negativ beeinflusst. Wissenschaftler der MHH untersuchen im Rahmen eines Projekts im Deutschen Zentrum für Lungenforschung die psychosoziale Belastung von Patienten vor LTx und deren prädiktive Bedeutung für unterschiedliche Outcomes nach der LTx.

Seit Ende 2017 sieht die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Evaluation für die Wartelistenführung und Organvermittlung zur LTx auch eine psychosoziale Evaluation vor. So festgestellte Risikofaktoren ermöglichen den gezielten Einsatz klinischer Interventionen und zeigen auf, welche Patienten nach der Transplantation besonderen psychologischen Betreuungsbedarf benötigen. Die Ermittlung der individuellen psychischen Belastungssituation ist somit sowohl im Interesse der Patienten als auch der Behandler.

Im Rahmen einer Studie untersuchten Wissenschaftler um Frau Prof. Dr. Martina de Zwaan und Frau Dr. Mariel Nöhre aus der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, wie die psychosoziale Belastung von Patienten vor einer LTx verlässlich bestimmt werden kann. Die EVALUT-Studie (Evaluation vor Lungentransplantation) untersuchte dazu die Transplant Evaluation Rating Scale (TERS), die bereits breite Anwendung findet. Mit diesem Tool werden in strukturierten Experten-basierten Interviews Patienten zu zehn Aspekten, die das psychosoziale Funktionsniveau erfassen, befragt. Die Studie entstand in der ersten Kooperation der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie mit der Lungentransplantationsambulanz der Klinik für Pneumologie, Mitglied im DZL am hannoverschen Standort BREATH.

Für die Studie wurden 2016 und 2017 insgesamt 361 Patienten vor Listung zur LTx zu ihrer psychischen Belastungssituation befragt. 114 dieser Patienten konnten bislang außerdem nach einem Jahr erneut befragt werden. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein erhöhter TERS-Wert u.a. mit einer reduzierten Lebensqualität und einer erhöhten Neigung zu Depressionen assoziiert ist. Ein hoher TERS-Wert fand sich außerdem bei Patienten, die erst vor wenigen Jahren das Rauchen aufgegeben hatten. Es fand sich hingegen keine Assoziation mit dem Schweregrad der Lungenerkrankung oder der körperlichen Symptomatik. Die Autoren der Studie schätzen den TERS daher als gut geeignetes Instrument mit klinischer Anwendbarkeit zur Erfassung psychosozialer Probleme bei Patienten vor Lungentransplantation.

Das Projekt wurde von den Patienten gut angenommen und eine Weiterführung und -entwicklung ist geplant. Frau Prof. de Zwaan sagt: „Wir freuen uns, auch in Zukunft mit dem DZL zusammen arbeiten zu können. Wir erhoffen uns weitere Erkenntnisgewinne zum prädiktiven Wert psychosozialer Probleme für den Verlauf nach LTx. In zukünftigen Projekten planen wir daher die psychosoziale Evaluation vor LTx zu verfeinern und die Patienten auch längerfristig nach der LTx zu untersuchen.“

 

Quelle:

Nöhre M. et al. Psychometric properties of the German version of the Pulmonary-specific Quality-of-Life Scale in lung transplant patients. Front Psychiatry. 2019

 

Text: BREATH / CD

Bild: MHH

Prof. Dr. Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover