Einsatz der ECMO verbessert Therapie von Patienten mit Lungenembolie

Wissenschaftlern und Kliniker des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) konnten zeigen, dass der perioperative Einsatz (vor, während und nach einer Operation) der veno-arteriellen, Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) die Prognose von Patienten mit einer akuten Lungenembolie verbessert.

Bei der akuten bilateralen Lungenarterienembolie handelt es sich um eine seltene Erkrankung, bei der ein kardiogener Schock mit konsekutiver Beeinträchtigung weiterer Organe, wie zum Beispiel der Leber oder der Nieren, auftritt. Die chirurgische Therapie der Wahl ist derzeit die sogenannte Trendelenburg-Operation. Bei den hämodynamisch und respiratorisch instabilen Patienten, die zum Teil präoperativ einer Lysetherapie zugeführt wurden, liegt die Mortalität bei dieser Operation jedoch bei über 20%. Als initiale Behandlungsoption ist daher die alleinige, systemische Lyse der Goldstandard. Die gewünschte, sofortige Stabilisation der Hämodynamik tritt hierbei allerdings nicht immer ein und viele Patienten werden reanimationspflichtig. 
Um die Prognose von Patienten mit einer Lungenembolie zu verbessern, wurde im Jahr 2012 in Hannover das interdisziplinäre PER-Team (Pulmonary Embolism Response Team) ins Leben gerufen. Dieses Team aus Herzchirurgen, Pneumologen, Kardiologen und Radiologen evaluiert und entscheidet individuell für jeden Patienten über die therapeutischen Möglichkeiten der akuten Lungenembolie. Die Wissenschaftler und Kliniker von BREATH, dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, erstellten in 2012 erstmal bei einem Lungenembolie-Patienten ein Behandlungsprotokoll mit Schwerpunkt auf der veno-arteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) zur akuten hämodynamischen Stabilisation. Das Protokoll sieht vor, dass Patienten mit einer akuten Lungenembolie durch die Anlage der veno-arteriellen ECMO stabilisiert werden, um so auch die Folgen des hämodynamischen Schocks zu minimieren. Nach Ablauf von 1-3 Tagen erfolgt die chirurgische Embolektomie, die weiterhin unter dem Schutz der veno-arteriellen ECMO stattfindet. Nach erfolgreicher Entfernung des Thrombusmaterials wird für weitere 2-3 Tage eine Unterstützung durch die ECMO fortgeführt, um den Patienten langsam von der ECMO zu entwöhnen. Während sich der Kreislauf so an die neue Situation gewöhnt, kann entsprechend der hämodynamischen und respiratorischen Situation der Patienten bereits extubiert werden, bevor die ECMO beendet wird. 
Dieses Protokoll bildet die Grundlage für die im Jahr 2019 im European Respiratory Journal veröffentlichte Studie „Extracorporeal membrane oxygenation and surgical embolectomy for high-risk pulmonary embolism“. In diese Studie wurden zwischen 2012 und 2018 36 Patienten mit massiver, lebensbedrohlicher Lungenarterienembolie eingeschlossen und initial mit einer veno-arteriellen ECMO versorgt. Neunzehn (53%) dieser Patienten erhielten vorher eine nicht erfolgreiche, systemische Lyse-Behandlung. Bei zwanzig (55%) dieser Patienten wurde eine pulmonale Embolektomie durchgeführt. Jeder dieser Patienten wurde gemäß Protokoll mit einer veno-arteriellen ECMO-Unterstützung auf der Intensivstation versorgt und überwacht. Von diesen Patienten verstarb im Verlauf ein Patient (5%) aufgrund eines septischen Ereignisses, alle anderen Patienten wurden im Durchschnitt nach 22 Tagen ohne neurologische Auffälligkeiten aus dem Krankenhaus entlassen. Der Vergleich dieses neuen Protokolls zur bisherigen Therapieoption zeigt eine massiv verbesserte Prognose und gibt Anlass zur Hoffnung für Patienten mit dieser seltenen Erkrankung. 
 

Mehr zu den Ergebnissen der Studie finden Sie hier in der Originalpublikation: Extracorporeal membrane oxygenation and surgical embolectomy for high-risk pulmonary embolism. Eur Respir J 2019; 53: 1801773.

 

Text: BREATH/AB

Foto: MHH HTTG

Dr. Fabio Ius und PD Dr. Serghei Cebotari (v.l.) aus der Herz-, Thorax-, Transplant- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover