COVID-19-Rätsel: Biobank sammelt Proben für Forschung

Warum Patienten unterschiedlich stark am Coronavirus SARS-CoV-2 erkranken, gibt weltweit Rätsel auf. BREATH-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler sammeln nun Proben von COVID-19-Patienten, um die vielen offenen Fragen beantworten zu können.

Um eine Erkrankung effektiv bekämpfen zu können, muss man sie genau kennen. Das gilt auch für die Behandlung von COVID-19. Bislang können Mediziner nicht erklären, warum manche Patienten einen schweren Krankheitsverlauf haben, andere dagegen keine Symptome zeigen, und welche Rolle das Immunsystem dabei spielt. Dafür baut die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in Kooperation mit dem Klinikum Region Hannover (KRH) im Laufe der nächsten zwei Jahre eine COVID-19-Kohorte auf.
Im Studienzentrum der Klinik für Pneumologie der MHH kümmert sich Dr. Isabell Pink darum, verschiedene Bioproben und Daten von an COVID-19-Erkrankten, die stationär behandelt werden, zu erfassen. Dr. Pink ist als Ärztin im Forschungsnetzwerk des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) am Standort Hannover, BREATH, tätig, das sich in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) aktuell mit vielen Forschungsprojekten an der Aufklärung und Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 beteiligen. Die erhobenen Daten und gesammelten Proben der an COVID-19-Erkrankten werden in der Hannover Unified Biobank (HUB) der MHH gelagert und mit einer Kontrollgruppe von Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen aus der MHH und dem KRH verglichen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) unterstützt das Vorhaben mit mehr als zwei Millionen Euro. Die HUB ist seit dem Jahr 2012 Teil der Biobanking-Plattform des DZL. Hier lagern heute mehr als 200.000 Proben des DZL, die von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für die Erforschung unterschiedlicher Lungenerkrankungen genutzt werden.


Hohe Sicherheitsauflagen für die Bioproben
„Wir haben bereits mit dem Sammeln von Blutzellen, Plasma, Speichel, Urin und Zellen aus dem Atmungstrakt von an COVID-19-Erkrankten begonnen und auch schon zahlreiche Anfragen für molekulare Analysen von den Forscherinnen und Forschern des DZL und des DZIF erhalten“, sagt Professor Dr. Thomas Illig, Leiter der HUB und ebenfalls BREATH-Wissenschaftler. „Die HUB erfüllt die hohen Sicherheitsauflagen, um die Bioproben zu verarbeiten und einzulagern“, betont er. Auch für die Aufarbeitung der lebenden Blutzellen gelten solche Auflagen.


Mix aus mehreren Faktoren beeinflusst Krankheitsverlauf?
Die Analysen der Bioproben sowie genaue Angaben zu den einzelnen Patientinnen und Patienten, wie Alter, Geschlecht, Krankheitsverlauf, Laborwerte, Medikamenteneinnahme oder Nikotinkonsum sollen helfen, das Rätsel um COVID-19 zu lösen. Die Daten sollen Aufschluss darüber geben, welche Rolle die Gene, das Immunsystem, aber auch Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Asthma, Nierenschäden oder Bluthochdruck für den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion spielen, welche Langzeitschäden das Virus an Lunge und anderen Organen verursachen kann und wie sich die Behandlung von COVID-19-Erkrankten verbessern lässt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass eine Mischung aus dem überreagierenden Immunsystem, den individuellen Erbanlagen und den Stoffwechselvorgängen verantwortlich für die sehr unterschiedlichen Schweregrade ist.

 

Text: MHH, BREATH/AB

Foto: MHH/ Kaiser

 

Prof. Dr. Thomas Illig, Leiter der Hannover Unified Biobank (HUB)