Erste Ergebnisse aus dem DZL-Asthma-Register ALLIANCE: microRNAs im Fokus

Wie kann man den Verlauf eines Asthmas und dessen Schweregrad durch eine unkomplizierte Untersuchung ermitteln? Diese Frage beschäftigt das DZL-Asthma-Register ALLIANCE. Ein Teil der Antwort: Indem man Patienten Blut abnimmt und darin bestimmte microRNAs misst. Dies ist das Ergebnis einer gerade im Fachmagazin Allergy veröffentlichten Studie.

Asthma ist eine chronische Erkrankung, deren Verlauf sich von Patient zu Patient sehr unterscheidet. Für Ärzte ist es daher wichtig, frühzeitig vorhersagen zu können, ob sich Asthma bei einem Kind verschlechtert, oder ob desen Symptome wieder komplett verschwinden. Um die Diagnosestellung zu verbessern, hat das DZL die All Age Asthma Cohort ALLIANCE ins Leben gerufen, an der auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von BREATH mitarbeiten. Die Kohorte konnte mittlerweile Daten und Bioproben von mehr als 1000 Studienteilnehmern sammeln. Ein weiterer zentraler Punkt ist es, die auslösenden molekularen und zellulären Mechanismen besser zu verstehen. Daraus könnten sich neue Ansatzpunkte für die Asthmatherapie ergeben.

In der gerade veröffentlichten Substudie untersuchten die DZL-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler microRNAs (kurz: miRNAs) aus dem Blut von Probanden. Dabei handelt es sich um kleine Nukleinsäure-Stücke, die Zellen zur Kommunikation untereinander nutzen. Die miRNAs werden von den Zellen in Transportfähren, genannt extrazelluläre Vesikel, verpackt und ins Blut abgegeben. Zielzellen nehmen die Vesikel auf und setzen die miRNAs frei. Dort binden sie an exakt zu ihrer Sequenz passende Nukleinsäuren und regulieren so spezifische zelluläre Prozesse wie Immunantworten, den Stoffwechsel oder das Zellwachstum.

In der ALLIANCE-Studie verglichen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen das miRNA-Spektrum aus dem Blut von Personen mit Asthma mit dem gesunder Kontrollpersonen. Tatsächlich fanden sie Unterschiede: Insbesondere miR-122-5p trat im Plasma von Asthmatikern verstärkt auf. Dieses Ergebnis zeigte sich auch an Sputumproben. Nahm man alle Proben zusammen, konnte man drei miRNAs – darunter miR-122-5p – finden, deren Konzentration mit der Lungenfunktion oder der Zahl bestimmter Immunzellen in Zusammenhang stehen. Eine Netzwerkanalyse ergab, dass die miRNAs möglicherweise mit der Entwicklung und der Funktion der Lymphozyten verbunden sind. Sie könnten in der Diagnostik zukünftig die Unterscheidung zwischen verschiedenen Asthma-Formen wie dem neutrophilen und dem eosinophilen Asthma ermöglichen. Die leitende Autorin der Publikation, Dr. Sabine Bartel, kommentiert: „Dies ist die erste Studie, die solche Unterschiede für miRNAs aus extrazellulären Vesikeln aus Blutplasma zeigt.“ Eine weitere Premiere: Der gerade im Fachmagazin Allergy erschienene Artikel ist der erste, der Ergebnisse aus gesammelten Biomaterialien erwachsener Patienten des ALLIANCE-Registers präsentiert. Die Resultate sollen nun an einer größeren Probenzahl und weiteren Asthma-Subtypen bestätigt werden.

Die Originalpublikation ist online verfügbar.

 

Text: ARCN/ JB; zum Originaltext

Foto: SB privat

Dr. Sabine Bartel, leitende Autorin