MHH erforscht Spätfolgen der Corona-Infektion

Die COVID-Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover begleitet offiziell genesene Betroffene, um mehr über die Spätfolgen der Erkrankung zu erfahren. Für die Studie unter Leitung der DZL Wissenschaftler Dr. Isabell Pink und Prof. Dr. Marius Hoeper werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.

Genesen, aber nicht gesund: Einige Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren, leiden noch Wochen und Monate nach der akuten Erkrankung an deren Folgen. Zu den Symptomen gehören Müdigkeit, verminderte körperliche Belastbarkeit, Konzentrationsschwäche, Atemprobleme und Geschmacks- oder Geruchsverlust. „Diese Spätfolgen zeigen sich nicht nur bei Patientinnen und Patienten, die schwer betroffen waren und stationär behandelt wurden, sondern auch bei solchen mit mittlerem oder mildem Krankheitsverlauf“, erklärt Professor Dr. Marius Hoeper, kommissarischer Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Wissenschaftler bei BREATH, dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). Karsten Wiesenberger ist einer dieser Patienten. Über seine Erfahrungen berichtet er in der NDR Sendung Hallo Niedersachsen.

In der Klinik für Pneumologie wurde Mitte Mai eine COVID-Ambulanz für Genesene eingerichtet, in der Patientinnen und Patienten nach ihrer Erkrankung begleitet werden. Um mehr über die Spätfolgen herauszufinden, führen Professor Hoeper und sein Team die Studie „IRMI 19“ (ImmunpRofile iM Langzeitverlauf nach COVID-19) durch. „Es gibt Betroffene, die sich drei oder vier Monate nach der Erkrankung immer noch nicht wieder gesund fühlen“, erklärt Dr. Isabell Pink, Leiterin der Ambulanz. Für einige sei es aufgrund der Beschwerden schwierig, ihrem Beruf nachzugehen, selbst wenn es sich „nur“ um einen Bürojob handelt. Viele klagten über Luftnot bei Belastung und ein Engegefühl in der Brust. Darunter seien auch Patienten zwischen 21 und 50 Jahren, die vor der Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 vollkommen gesund gewesen seien. „Ihre Situation verbessert sich nur sehr langsam“, sagt die Pneumologin. Eine medikamentöse Behandlung der Spätfolgen ist selten möglich. „Wir können ihnen nur raten, auf ihren Körper zu hören, insgesamt einen Gang runterzuschalten und gegebenenfalls eine ambulante Reha zu beantragen.“

Über die Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus ist insgesamt noch wenig bekannt. Die bisherigen Forschungen und klinische Beobachtungen haben jedoch gezeigt, dass SARS-CoV-2 praktisch jedes Organ befallen und dort Schäden verursachen kann. „Wir nehmen an, dass COVID-19 das Immunsystem nachhaltig verändert“, erläutert Professor Hoeper, der bei BREATH an mehreren Forschungsprojekten zum Coronavirus SARS-CoV-2 beteiligt ist. Die unterschiedlichen Projekte des Forschungsnetzwerkes zielen darauf ab, das Verständnis für die Verbreitung, die Infektionswege, Diagnosemöglichkeiten und Folgen einer COVID-19 Infektion besser zu verstehen. Eine Übersicht der aktuellen Forschungsprojekte ist hier abgebildet.

Im Rahmen der IMRI 19 Studie sollen Immunprofile im Langzeitverlauf weitere Aufschlüsse geben. „Wir gehen davon aus, dass es zwischen den beobachteten Immunphänomenen und den anhaltenden Beschwerden Zusammenhänge gibt, die wir besser verstehen möchten, natürlich auch in der Hoffnung, diese in Zukunft behandeln zu können“, so Professor Hoeper. Um ausreichend Daten sammeln zu können, sollen rund 100 Betroffene teilnehmen, die ursprünglich nur leicht an COVID-19 erkrankt waren und trotzdem an Spätfolgen leiden. In die Studie können auch Patienten eingeschlossen werden, die nicht in der MHH behandelt wurden. Sie können sich in der COVID-Ambulanz für Genesene melden.

Interessierte erreichen die COVID-Ambulanz für Genesene unter Telefon (0511) 532-5030, Fax (0511) 532-18538 oder E-Mail: pneumologie.covid@mh-hannover.de

 

Text: MHH

Foto: MHH/ Tom Figiel

Prof. Dr. Marius Hoeper, komm. Klinikdirektor der Klinik für Pneumologie der MHH und Dr. Isabell Pink, Leiterin der Ambulanz für Genesene COVID-19 Patienten