Norddeutsche Lungenkrebszentren starten HANSE Lungen-Check

Start des Vorsorgeprogramms HANSE mit kostenlosem Lungencheck für ehemalige und aktive Raucherinnen und Raucher.

 

Im Frühsommer 2021 startet an drei norddeutschen Standorten im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) das bisher größte deutsche Programm zur Früherkennung von Lungen- und Herzkreislauferkrankungen mit über 12.000 Probanden. Dabei laden die Lungenkrebszentren Frauen und Männer im Alter von 55-79 Jahren zum kostenlosen Lungencheck ein, die als RaucherInnen und Ex-RaucherInnen ein erhöhtes Risiko für Lungentumoren aufweisen. Bis zu 5.000 TeilnehmerInnen erhalten dabei eine kostenlose Untersuchung in einem modernen Niedrigdosis-CT, das in einem mobilen Studien-Truck zwischen der Medizinische Hochschule Hannover (MHH), dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck (UKSH) und der LungenClinic Grosshansdorf (bei Hamburg) wechselt. Die Untersuchungen führt ein interdisziplinäres Team erfahrener Ärztinnen und Ärzte der Kliniken für Pneumologie und Radiologie der drei DZL-Standorte durch.

 

Das HANSE-Vorsorgeprogramm wird unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Jens Vogel-Claussen (MHH), Frau Dr. Sabine Bohnet (UKSH Campus Lübeck) und Herrn Prof. Dr. Martin Reck (LungenClinic Grosshansdorf) durchgeführt und erstreckt sich von Sommer 2021 bis Sommer 2023.

Eine Anmeldung für RaucherInnen/Ex-RaucherInnen zum kostenlosen Lungencheck ist unter anderem online unter www.hanse-lungencheck.de möglich.

Lungenkrebsfrüherkennung in Deutschland – Status Quo

Deutschland kann auf eine lange Geschichte von Krebsvorsorgeprogrammen zurückblicken. Die Schwerpunkte dieser Vorsorgeuntersuchungen bilden Krebserkrankungen wie Brust- und Darmkrebs und in jüngerer Zeit auch Gebärmutterhals- und Hautkrebs. Bei Frauen ist Lungenkrebs die Krebsart, die nach Brustkrebs am häufigsten zum Tode führt. Bei Männern ist es sogar die häufigste krebsbedingte Todesursache. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Lungenkrebsscreenings mittels Niedrigdosis-Computertomographie (CT) durch Erreichen einer früheren Erstdiagnose bei ehemaligen und aktiven starken Rauchern die Lungenkrebs-Sterblichkeit senkt. Bisher ist jedoch eine Früherkennung von Lungenkrebs in Deutschland noch nicht eingerichtet. Ein nationales Lungenkrebs-Screening-Programm, das von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen würde, wird jedoch voraussichtlich nicht vor 2022 verwirklicht.

Hanse Lungen-Check geht an den Start

Der HANSE Lungen-Check soll vor diesem Hintergrund als Pilotstudie den Nachweis erbringen, dass ein ganzheitliches und effektives Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm in Deutschland durchgeführt werden kann. Daneben prüft ein breites wissenschaftliches Begleitprogramm verschiedene Möglichkeiten, um die Effektivität der Früherkennung für Lungenkrebs und andere chronische Erkrankungen zu verbessern. Die Studie wird vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) sowie vom Pharmakonzern AstraZeneca im Rahmen der Lung Ambition Alliance, einer Partnerschaft zwischen Industrie und Wissenschaft, unterstützt und gefördert.

Früherkennung rettet Leben

Dazu erklärt Prof. Dr. med. Jens Vogel-Claussen, wissenschaftlicher Leiter der Studie: „Ich bin allen Mitwirkenden, der Lung Ambition Alliance und dem DZL sehr dankbar für diese wichtige Initiative. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung im Bereich der Lungenforschung liegt mir die Lungenkrebsvorsorge besonders am Herzen.“ Professor Vogel-Claussen betont dabei: „Lungenkrebs verursacht im frühen Stadium oft keine Beschwerden, weshalb mehr als die Hälfte aller Lungenkrebspatienten erst in einem metastasierten Stadium diagnostiziert werden.“ Eine frühzeitige Erkennung der Tumorerkrankung mittels moderner Niedrigdosis-Computertomographie verbessert daher die Heilungsaussichten und kann Leben retten. „Mit dem HANSE Lungen-Check wollen wir dazu beitragen, dass ein entsprechendes Früherkennungsprogramm zeitnah in Deutschland im Rahmen einer kassenärztlichen Leistung für Risikopatienten implementiert werden kann. Mein ausdrücklicher Dank gilt hier auch den freiwilligen Teilnehmenden aus Norddeutschland, die sich aktiv beteiligen werden. Sie leisten damit einen großen Beitrag für ihre persönliche Gesundheitsvorsorge und insbesondere auch für unsere Gesellschaft,“ bedankt sich der Radiologe.

Schirmherr Dr. Eckart von Hirschhausen

Prominenter Schirmherr der HANSE-Studie ist Dr. Eckart von Hirschhausen. Seine Fähigkeit, auch ernste Themen mit Leichtigkeit und Humor zu präsentieren, machen ihn zum idealen Botschafter der Studie. Mit seinem Engagement rund um die Themen Rauchen und Gesundheitsvorsorge ist er ein wichtiger Erfolgsfaktor, um viele Raucherinnen und Raucher für die Teilnahme an der Studie und für den kostenlosen Lungen-Check zu interessieren.

„Angenommen, Ihr Körper wäre ein Gebrauchtwagen – würden Sie ihn kaufen?“ fragt Dr. Eckart von Hirschhausen in seiner Videobotschaft auf www.hanse-lungencheck.de. Und allen Menschen mit erhöhtem Lungenkrebs-Risiko legt der prominente Arzt ans Herz: „Kostenlose Vorsorge-Untersuchungen in Anspruch nehmen und einfach mal nachschauen lassen!“

Der HANSE Lungen-Check

In diesem Vorsorgeprogramm wird die Umsetzbarkeit und Effektivität einer modellbasierten gegenüber einer herkömmlichen Risiko-Einschätzung für Lungenkrebs geprüft, da insbesondere Personen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko von einem Vorsorgeprogramm profitieren. Gleichzeitig werden mögliche weitere Lungen- oder Herzerkrankungen anhand von spezifischen Veränderungen in der Computertomographie (CT) untersucht. Bei dem HANSE Lungen-Check kommt modernste CT-Technologie zum Einsatz. Diese setzt eine besonders niedrige Strahlendosis ein, die etwa nur ein Zehntel der durchschnittlichen jährlichen natürlichen Strahlung in Deutschland beträgt. Die Bilddaten werden durch hierfür geschulte und erfahrene RadiologInnen ausgewertet, unterstützt durch modernste Bildauswertungssoftware mit künstlicher Intelligenz. Auch Merkmale wie Veränderungen im Blut oder der Atemluft sollen für die Lungenkrebsfrüherkennung genutzt werden.

Für die Teilnahme am Vorsorgeprogramm werden insgesamt ca. 350.000 Personen im Großraum der Städte Hannover, Hamburg und Lübeck angeschrieben oder durch niedergelassene HausärztInnen und FachärztInnen angesprochen, um insgesamt 12.100 Probanden zu gewinnen. Für den HANSE Lungen-Check können sich RaucherInnen/Ex-RaucherInnen im Alter von 55-79 Jahren auch direkt online unter www.hanse-lungencheck.de anmelden. Das Projekt ist so konzipiert, dass die Standorte der Medizinischen Hochschule Hannover, der LungenClinic Grosshansdorf und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, gemeinsam zur Datensammlung beitragen. Sobald sich ein Proband oder eine Probandin zur Teilnahme registriert, erhält dieser zunächst eine persönliche Risikobewertung für die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten Jahren an Lungenkrebs zu erkranken. Teilnehmende mit besonders hohem Risiko zur Ausbildung von Lungenkrebs werden dann zu einer Untersuchung im mobilen Studientruck eingeladen. Dabei wird jedem Teilnehmer ein Termin an dem wohnortnächsten der drei Standorte vorgeschlagen.

Was erwartet die Teilnehmer im Rahmen der Vorsorge-Untersuchung?

Am mobilen Studientruck wird bei ProbandInnen mit einem besonders hohen Lungenkrebsrisiko eine Niedrigdosis-CT-Untersuchung durchgeführt. Die ProbandInnen erhalten mit diesem schonenden, bildgebenden Verfahren detaillierte Informationen bezüglich einer eventuell vorliegenden Lungenerkrankung und können anschließend medizinisch versorgt werden. Darüber hinaus können auch Informationen über Herzkreislauferkrankungen (Arteriosklerose) aus den Untersuchungen abgeleitet werden. Alle Untersuchungsergebnisse werden von einem interdisziplinären Team aus erfahrenen LungenfachärztInnen und RadiologInnen mit modernster Technik ausgewertet. Das Untersuchungsergebnis wird den Teilnehmenden sowie dem jeweiligen Hausarzt/ärztin übermittelt.

Text:Das Hanse-Studienteam

v.l.n.r. Prof. Dr. Jens Vogel-Claussen, wissenschaftlicher Leiter der HANSE-Studie, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, MHH und Dr. Benjamin-Alexander Bollmann, Klinik für Pneumologie, MHH