Ambulant erworbene Pneumonie: Neue Leitlinie erschienen

Expertenstatement zum Update der Leitlinie „ambulant erworbene Pneumonie“

Die ambulant erworbene Pneumonie (CAP) ist die weltweit zahlenmäßig häufigste Infektionskrankheit, deren Sterblichkeit nach wie vor höher ist als zum Beispiel beim Myokardinfarkt. Auch die durch das SARSCorona2 Virus ausgelöste COVID19 Erkrankung ist prinzipiell eine CAP, für die die wesentlichen Regeln des Managements dieser Pneumonieform gelten. 

Ein regelmäßiges Update der Leitlinien zur Prävention, Diagnostik und Therapie der CAP ist daher wesentlich und wird jetzt in einer Zusammenarbeit vieler Fachgesellschaften unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin veröffentlicht.

Ein wesentlicher Vorteil für eine solche Leitlinie besteht darin, dass das Kompetenznetzwerk ambulant erworbene Pneumonie (CAPNETZ), regelmäßig Daten zur Epidemiologie und Versorgungsrealität der CAP in Deutschland liefert und gleichzeitig an innovativen Studienkonzepten zu Atemwegsinfektionen und Pneumonie beteiligt ist. CAPNETZ, 2001 gegründet und 2008 in eine Stiftung überführt und inzwischen assoziierter Partner des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, ist ein international gesuchter Kooperationspartner und eines der wenigen Beispiele einer langfristig erfolgreichen Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Das Update der Leitlinie verbessert die vorherige von 2016 vor allem dadurch, dass eine Zentrierung auf definierte klinische Situationen stattgefunden hat und damit eine individualisierte Therapie im Mittelpunkt der Empfehlungen steht. Wesentlich hierfür, war eine strukturiertere Risikoevaluation von Erkrankten, die eine genauere Bestimmung des Schweregrads der Erkrankung und eine daran angepasste individualisierte Auswahl der initialen antimikrobiellen Therapie möglich macht.

Wesentlicher Bestandteil der Leitlinie ist die frühzeitige Bestimmung des Therapieziels, um einerseits bei kurativem Therapieziel die Letalität der Erkrankung zu reduzieren, andererseits bei palliativem Therapieziel eine palliative Therapie zu eröffnen, ein Vorgehen, das in weiten Bereichen auch auf die COVID19 Erkrankung übertragen werden konnte.

Die Leitlinie ist sorgfältig und mit hohem Aufwand erstellt und enthält den aktuellen Stand des Wissens. Stellvertretend für alle Autorinnen und Autoren muss man dem Sprecher der Leitliniengruppe, Santiago Ewig aus Bochum für sein großes Engagement danken.

Text: T. Welte

Bild: Karin Kaiser/ MHH

Prof. Dr. med. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der MHH, Direktor am DZL-Standort BREATH, Hannover