Mehr Sicherheit für Medikamente – Prof. Dr. Nico Lachmann erhält „ERC Proof of Concept Grant“

Prof. Dr. Nico Lachmann forscht an der MHH für das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) und das Exzellenzcluster RESIST. Er erhielt kürzlich den „ERC Proof of Concept Grant“ um eine neue Methode zu entwickeln, wie Arzneimittel, die über Spritzen verabreicht werden, auf Verunreinigungen untersucht werden können und so die Sicherheit für PatientInnen erhöht werden kann.

Arzneimittel, die gespritzt werden, müssen im Rahmen ihrer Herstellung und Freigabe kontinuierlich auf Verunreinigungen getestet werden, da diese Fieber oder sogar eine Blutvergiftung verursachen können. Bisher geschieht dies meist mit Tierversuchen, Tierprodukten oder mit dem sogenannten Monozyten-Aktivierungstest (MAT). Doch den Einsatz von Tierversuchen und -produkten gilt es zu vermeiden – auch, weil sie die menschliche Physiologie zum Teil nicht ausreichend widerspiegeln und weil die europäischen Behörden sie ab 2026 nicht mehr akzeptieren.

Der auf gespendeten Blutzellen basierende MAT spiegelt die menschliche Physiologie zwar besser wider, wird jedoch von der Industrie nicht ausreichend akzeptiert, weil Blutspenden knapp sind und die Blutzellen stark variieren. Bisher gibt es als einzige Alternative nur künstliche, aus Krebsgewebe gewonnene Zellen, mit denen jedoch nicht alle Verunreinigung detektiert werden können. Daher werden dringend neue Ansätze gesucht. Die Lösung könnte sein, innovative Zellprodukte, die für neuartige Therapien entwickelt werden, auch zur Sicherheitsbewertung von Medikamenten einzusetzen.

„Die iPYRO-Methode wird die Sicherheit der Medikamente revolutionieren“

Professor Dr. Nico Lachmann, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Forscher des DZL und des Exzellenzclusters RESIST, entwickelt aus diesen Gründen die sogenannte iPYRO-Methode. Dabei werden neuartige, künstlich erzeugte Immunzellen eingesetzt, um Verunreinigungen in Medikamenten aufzuspüren. Dafür hat ihn der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) nun mit dem „ERC Proof of Concept Grant“ ausgezeichnet. „Unsere iPYRO-Methode wird die Sicherheit der Medikamente revolutionieren, die durch eine Injektion parenteral verabreicht werden – also alle Injektionslösungen, Infusionen sowie Impfstoffe“, sagt Professor Lachmann.

Ein „ERC Proof of Concept Grant“ soll dazu dienen, das kommerzielle oder gesellschaftliche Innovationspotenzial eines ERC-Forschungsprojekts zu erkunden. Die Auszeichnung können ausschließlich Forscherinnen oder Forscher erhalten, die bereits zuvor vom ERC ausgezeichnet worden sind. Professor Lachmann hatte im Jahr 2019 den renommierten „ERC Starting Grant“ erhalten und damit eine Förderung seiner Forschung zu humanen Makrophagen in Höhe von 1,5 Millionen Euro über fünf Jahre.

Menschliche Immunzellen – im Labor hergestellt

Die Methode von BREATH-Wissenschaftler Prof. Lachmann basiert auf menschlichen Zellen des Immunsystems, welche voll definiert und ohne Blutspende im Labor hergestellt werden können. Dabei handelt es sich um Makrophagen (Fresszellen), die von so genannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) abstammen und in industrietauglichen Bioreaktoren gezüchtet werden.

„Die Zellen werden schon im Rahmen der Entwicklung Zell-basierter Therapien eingesetzt und werden nun zusätzlich Millionen Menschen zu Gute kommen, da mit ihnen sichere Arzneimittel hergestellt werden können“, meint Prof. Lachmann. Die neuen Immunzellen ermöglichen es auch, weitere zukunftsweisende Testverfahren zu entwickeln, um die Gesundheitsforschung in Deutschland voranzubringen. Die Innovation konnte dank der interdisziplinären Zusammenarbeit der Bereiche Regenerativen Medizin (REBIRTH-Forschungszentrum für Translationale und Regenerative Medizin) sowie der Infektionsforschung (DZL und RESIST) an der MHH vorangetrieben werden.

Wir wünschen Prof. Lachmann und seinem gesamten Team viel Erfolg bei der Etablierung seiner iPYRO-Methode und werden hier über die Ergebnisse berichten. 
 

Text: MHH

Foto: Karin Kaiser/ MHH

Professor Lachmann mit einer Flasche Natriumchlorid-Infusionslösung. Professor Lachmann will die Sicherheit von Medikamenten, die durch eine Injektion parenteral verabreicht werden, revolutionieren