Zirkadiane Rhythmen bei Neutrophilen nutzen
Das Pharmaunternehmen CSL Behring verlieh in diesem Jahr bereits zum dritten Mal Forschungspreise an aufstrebende KlinikerInnen und WissenschaftlerInnen, die sich in ihren wissenschaftlichen Projekten der seltenen Erkrankung des Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) widmen. Diese „Alpha1 Science Awards“ sollen Innovationen fördern, um das Leben von Alpha-1-Patientinnen und Patienten zu verbessern. Die eingegangenen Bewerbungen von Forschenden aus Deutschland und Österreich wurden von fünf international renommierten Alpha-1-ExpertInnen beurteilt, die ausgewählten Projekte wurden mit je EUR 5.000 dotiert.
Als Preisträgerin für die beste grundlagenwissenschaftliche Arbeit wurde Julia Held, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sabina Janciauskiene vom DZL-Standort BREATH, Hannover, vom wissenschaftlichen Komitee mit einem Alpha1 Science Award 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 21.03.2024 im Rahmen des wissenschaftlichen Symposiums von CSL Behring auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) in Mannheim statt.
Alpha-1-Antitrypsinmangel: Potential der Therapie verbessern
In ihrer im Fachjournal Vascular Pharmacology veröffentlichten Arbeit beschäftigte sich Julia Held mit dem zirkadianen Rhythmus, nach dem Neutrophile ihre Funktionen und Aufgaben erfüllen. So war etwa die Expression von Genen vom Zeitpunkt der Blutentnahme abhängig, ebenso die Migrations- und Phagoytoseaktivität. Auch die Wirksamkeit von Medikamenten kann von der zirkadianen Aktivität beeinflusst werden. Mit Alpha-1-Antitrypsin kommt deshalb nun ein neuer, spannender Player ins Spiel. Die einzige spezifische Behandlung des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels ist nämlich die Augmentation mit humanem Alpha-1-Proteinase-Inhibitor. Ex-vivo-Daten zeigten nun einen Zusammenhang zwischen der zirkadianen Uhr der Blut-Neutrophilen und deren Effekt auf den Alpha-1-Antitrypsinmangel. Schon eine sehr kurze Applikation von AAT, im Abstand von 30 Minuten, kann die Eigenschaften von Blut-Neutrophilen und damit das Potential der AAT Therapie verbessern. Für Julia Held und Sabina Janciauskiene sind diese Erkenntnisse nur der Anfang für weitergehende Forschung auf diesem Gebiet.
Originalpublikation:
J. Held, K. Sivaraman, S. Wrenger, W. Si, T. Welte, S. Immenschuh, S. Janciauskiene; Ex vivo study on the human blood neutrophil circadian features and effects of alpha1-antitrypsin and lipopolysaccharide; Vascular Pharmacology; Vol.156; Sept 2024
Hier geht es zur Originalpublikation: https://doi.org/10.1016/j.vph.2024.107396
Text: BREATH/AZ / Beate Fessler
Foto: Julia Held