Protein SLC26A9 beeinflusst Ionen- und Flüssigkeitssekretion in Epithelgewebe
Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Gen SLC26A9 ein modifizierendes Gen der Mukoviszidose ist (d.h. die Ausprägung des Krankheitsbilds mit beeinflussen kann) und außerdem an der Entwicklung anderer Lungenerkrankungen beteiligt ist. Auf welche Weise genau dies geschieht, ist aber noch nicht bekannt. Klar ist, dass das nach dem Bauplan dieses Gens hergestellte Protein SLC26A9 als Chloridtransporter eine wichtige Rolle bei der koordinierten Ionen- und Flüssigkeitssekretion in Epithelgeweben spielt, die von CF betroffen sind, einschließlich der Atemwege, der Bauchspeicheldrüse und des Magen-Darm-Trakts. Die genauen molekularen Wirkmechanismen von SLC26A9 und seine Interaktion mit dem CFTR-Kanal besser zu verstehen, ist daher das Ziel der Forschung von Stanke und Balázs, nicht zuletzt deshalb, weil sich daraus mögliche neue Therapieoptionen ableiten lassen, um die epitheliale Chlorid- und Flüssigkeitssekretion bei Mukoviszidose-Patienten wiederherzustellen.
Untersuchung von SLC26A9 auf Proteinebene durch spezifischen Antikörper
Durch genetische Untersuchung einzelner Zellen konnte bereits nachgewiesen werden, dass Zellen in den menschlichen Atemwegen das SLC26A9-Gen exprimieren (d.h. Proteine nach dem im Gen kodierten Bauplan herstellen), das Genprodukt selbst, das SLC26A9-Protein, wurde bislang jedoch noch nicht nachgewiesen. Für eine aussagekräftige Untersuchung von SLC26A auf Proteinebene benötigen die Forscherinnen als „Werkzeug“ einen guten SLC26A-spezifischen Antikörper, den es bislang noch nicht gibt.
Ziel des aktuellen Projektes ist es daher, zunächst zu prüfen, ob ein durch die Firma Eurogentec für dieses Vorhaben hergestellter spezifischer Antikörper das Protein SLC26A9 zuverlässig nachweisen kann und ihn anschließend zu nutzen, um die Proteinsynthese von SLC26A9 im Kontext der Mukoviszidose zu untersuchen. „Wir haben große Hoffnungen, dass wir durch dieses Projekt einen neuen Antikörper zur Verfügung haben, der zukünftig in der Mukoviszidose-Forschung eingesetzt werden kann“, so BREATH-Wissenschaftlerin PD Dr. Frauke Stanke.
Ausblick: mögliche neue Therapieoptionen erschließen
Bei Erfolg des Projektes steht der SLC26A9-Antikörper weiteren Forschenden über Eurogentec zur Verfügung. So kann er u.a. perspektivisch genutzt werden, um zum einen SLC26A9-Modulator Wirkstoffe zu identifizieren und präklinisch zu testen und um in einem weiteren Schritt zu untersuchen, ob es Wechselwirkungen zwischen dem CFTR-Proteinreifungsweg (z. B. über Therapie mit CFTR-Modulatoren) und der SLC26A9-Proteinverarbeitung gibt. PD Dr. Stanke blickt auf jahrelange Forschung im Bereich Mukoviszidose zurück und gibt sich hoffnungsvoll: „In den letzten Jahren hat sich die Mukoviszidose-Forschung und Therapie enorm weiterentwickelt und wir können schon vielen Betroffenen helfen. Mit diesem Projekt hoffen wir weitere Ansatzpunkte für eine Behandlung zu finden“. Weiterhin könnte ein spezifischer Antikörper gegen SLC26A9 helfen, die Wirkung von CF-typischen Veränderungen - z.B. von Entzündungsprozessen - auf die Bildung von SLC26A9 im Atemwegsepithel besser zu verstehen.
Text: Mukoviszidose e.V.
Foto: privat

BREATH-Wissenschaftlerin PD Dr. Frauke Stanke forscht in der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie an der MHH zu Mukoviszidose