Untersuchung der kleinen Atemwege zeigt frühe Schädigung der Lungenstruktur an

Mithilfe der Impuls-Oszillometrie lassen sich früh auftretende Schäden der kleinen Atemwege nachweisen, noch bevor die Lungenfunktion merklich schlechter wird. Dies ist das Ergebnis einer als Begleitstudie zur HANSE-Studie konzipierten Untersuchung von DZL-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern, die nun veröffentlicht wurde.

Die HANSE-Studie* hatte zum Ziel zu untersuchen, inwieweit ein Bevölkerungsscreening mit Niedrig-Dosis-CT dazu beitragen kann, Lungenkrebs zu erkennen und die Sterblichkeit der Erkrankung zu senken. Hierzu untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der DZL-Standorte ARCN und BREATH 5.000 Menschen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko: aktive oder ehemalige Raucherinnen und Raucher im Alter zwischen 55 und 79 Jahren. Ergebnisse stehen zurzeit noch aus.

Resultate einer parallel durchgeführten Begleitstudie konnten nun bereits im Fachmagazin American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine veröffentlicht werden. Ziel dieser Untersuchungen war es, herauszufinden, inwieweit eine frühe Schädigung der kleinen Atemwege durch sogenannte Impuls-Oszillometrie nachweisbar ist. Für die Methode müssen Probanden lediglich in ein Gerät atmen, dass die kleinen Atemwege per Schallwellen vermisst. Die Technik wird zunehmend in Studien untersucht, da sie – im Gegensatz zu gängigen Untersuchungsmethoden Spirometrie und Bodyplethysmographie – keine aktive Mitarbeit des Probanden erfordert. Daher sind Messergebnisse zuverlässiger und weniger fehleranfällig.

Kleine Atemwege auch bei einigen Menschen mit normaler Lungenfunktion geschädigt

Die Untersuchung zeigte, dass eine Schädigung der kleinen Atemwege bei 39 % der Raucherinnen und Raucher mittels Oszillometrie diagnostiziert werden konnte. Bei Personen, bei denen eine eingeschränkte Lungenfunktion auch durch Spirometrie nachweisbar war, lag der Anteil der auch in der Oszillometrie auffälligen kleinen Atemwege bei 60 %.  Interessanterweise war aber auch bei 26 % der Personen mit einer anfänglich normalen Lungenfunktion – gemessen mit spirometrischer Lungenfunktionsmessung – eine Schädigung der kleinen Atemwege per Oszillometrie messbar. Dies entsprach 16 % der gesamten Studienpopulation. Diese Personen trugen zudem ein höheres Risiko für metabolische oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gaben eine geringere Lebensqualität an.

Die Begleitstudie wurde von Dr. Mustafa Abdo (LungenClinic Grosshansdorf, DZL-Standort ARCN, heute Thoraxklinik Heidelberg, DZL-Standort TLRC) geleitet. Letztautor der Publikation ist Prof. Dr. Jens Vogel-Claussen vom Standort BREATH (Medizinische Hochschule Hannover). Beide sind davon überzeugt, dass die Oszillometrie ein geeignetes Instrument zur frühzeitigen Diagnose von geschädigten kleinen Atemwegen darstellt: „Wir können somit gezielt präventiv eingreifen, noch bevor eine Lungenschädigung im Sinne einer klassischen COPD mit dem Risiko metabolischer oder kardiovaskulärer Komorbiditäten auftritt.“ Zudem hat der Einsatz der Oszillometrie in dieser Studie bewiesen, dass sie problemlos in kurzer Zeit an einer großen Probandenzahl durchführbar ist. „Dies zeigt ihr Potential für die Früherkennung im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen“, so Abdo.

Die HANSE-Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt der LungenClinic Grosshansdorf, des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (Campus Lübeck) und der Medizinischen Hochschule Hannover an den DZL-Standorten ARCN und BREATH. An der Impuls-Oszillometrie-Auswertung beteiligten sich darüber hinaus Kollegen der Thoraxklinik Heidelberg (DZL-Standort TLRC). Die Studie wurde durch Mittel des DZL und von AstraZeneca finanziert.

*HANSE: Holistic implementation study Assessing a Northern German interdisciplinary lung cancer Screening Effort

Die Originalpublikation finden Sie hier.

Text: ARCN/JB