Nach der Pandemie benötigte ein höherer Anteil der Kinder, die an einer RSV-Infektion litten, eine Sauerstoffgabe (59,4 % nach vs. 54,8 % vor der Pandemie) und der Einsatz nicht-invasiver Beatmungsverfahren nahm deutlich zu (12,4 % nach vs. 7,2 % vor der Pandemie). Darüber hinaus wurden mehr Kinder mit Hypoxämie diagnostiziert, was auf eine schwerere Beeinträchtigung der Atmung hindeutete. Auch wenn die Gesamtzahl der Hospitalisierungen und die Dauer der RSV-Saisons vergleichbar mit den Vorjahren blieb, sprechen diese Befunde für eine relevante Verschiebung der Krankheitslast hin zu schwereren Verläufen.
Die Autor:innen vermuten, dass vor allem die veränderte Exposition gegenüber respiratorischen Viren während der Pandemie eine Rolle spielte: Viele Kinder hatten bis zum zweiten Lebensjahr kaum oder keinen vorangehenden Kontakt zu RSV und könnten damit immunologisch schlechter vorbereitet gewesen sein. Diese sogenannte „Immunitätslücke“ könnte erklären, warum mehr schwere Verläufe und ein erhöhter Beatmungsbedarf beobachtet wurden.
„Unsere Daten zeigen sehr eindrücklich, wie stark die RSV-Saisonalität und Krankheitslast durch die SARS-CoV-2-Pandemie beeinflusst wurden“, erklärt Prof. Dr. Christine Happle, BREATH Wissenschaftlerin aus der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie an der MHH und Letztautorin. „Gerade bei den Jüngsten sehen wir häufiger schwere Verläufe mit Sauerstoffmangel – das unterstreicht den Bedarf an angepassten Überwachungsstrategien und präventiven Maßnahmen.“ ergänzt PD Dr. Martin Wetzke, Initiator der PAPI-Studie.
Die PAPI-Studie wurde im Jahr 2020 ins Leben gerufen und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie an der MHH und der CAPNETZ STIFTUNG. Für die Studiendurchführung stellt die CAPNETZ STIFTUNG als DZL-Partner ihre bundesweite Infrastruktur bereit – inklusive standardisierter Datenerhebung, zentralem Biomaterialhandling und qualitätsgesichertem Datenmanagement. Die statistische Auswertung erfolgt durch die PIs des PAPI-Netzwerks und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von BREATH. Vor wenigen Monaten zeigte das Team bereits, dass RSV die häufigste Ursache für eine schwere Atemwegsinfektionen im Säuglings- und Kleinkindalter ist (mehr dazu hier).
Text: BREATH
Foto: MHH/ Tom Figiel


Letztautorin der Publikation: Prof. Dr. Christine Happle aus der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der MHH