Außerklinische Nicht-invasive Beatmung reduziert das Mortalitätsrisiko bei Patienten mit schwerer hyperkapnischer COPD um 76 %

Eine Studie* der Gruppe um PD Dr. Thomas Köhnlein, lange Jahre Pneumologe an der Medizinischen Hochschule Hannover und seit Mai 2014 Chefarzt am Klinikum St. Georg in Leipzig, zur nicht-invasiven Beatmung von Patienten mit schwerer COPD, hat den Sprung ins renommierte Journal The Lancet Respiratory Medicine geschafft.

Langfristig angewendete Nicht-invasive Beatmung (NIV) wird seit Jahren bei Patienten mit fortgeschrittener, hyperkapnischer COPD angewendet. Jetzt gelang erstmals der Nachweis, dass NIV bei ausreichender Dosierung und dauerhafter Anwendung die Gesamtmortalität, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität erheblich verbessern kann.

COPD ist eine der häufigsten Todesursache weltweit. In westlichen Ländern sind bis zu 4 % der Gesamtbevölkerung von behandlungsbedürftigen Krankheitsstadien betroffen. Bei fortgeschrittener COPD kommt es zur Atempumpeninsuffizienz, d.h. die mechanische Atmungstätigkeit der Patienten wird zu flach. Dies führt zur Einschränkung des pulmonalen Gasaustauschs, zur Akkumulation von Kohlendioxid im Blut und zur respiratorischen Azidose.

In einer Investigator initiierten Studie konnten Köhnlein et al. bei 195 Patienten mit schwerer COPD zeigen, dass durch NIV die Atempumpeninsuffizienz ausgeglichen werden kann. Allerdings müssen Beatmungsdrucke gewählt werden, die den erhöhten Kohlendioxidgehalt im Blut deutlich senken. Die Beatmungszeiten sollten bei über 6 Stunden pro Tag liegen; idealerweise sollte die NIV während des Schlafs angewendet werden. Diese Vorgaben waren bei über 90 % der Studienpatienten umsetzbar.

In der Kontrollgruppe verstarben während des einjährigen Beobachtungs-zeitraums 33 % der Patienten, in der Beatmungsgruppe waren es nur 12 %. Dies entspricht einer Reduktion des Sterberisikos für Patienten mit schwerer COPD um 76 %. Die körperliche Leistungsfähigkeit wurde in standardisierten Tests untersucht. Die Beatmungspatienten verbesserten ihre Leistungsfähigkeit signifikant gegenüber den Kontrollpatienten. Das gleiche gilt für die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die mit mehreren Testsystemen untersucht wurde.

Die Schlußfolgerungen der Studie sind, dass bei Patienten mit schwerer hyperkapnischer COPD die Nicht-invasive Beatmung ein wertvoller Therapiebestandteil ist. Die Daten aus dieser größten bislang publizierten klinischen Studie geben ein solides Fundament für die bereits häufig durchgeführte außerklinische NIV. Derzeit erarbeiten die amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften neue Behandlungsrichtlinien für COPD, in denen die Erkenntnisse der aktuellen Studie Berücksichtigung finden werden.

*Köhnlein T, Windisch W, Köhler D, Drabik A, Geiseler J, Hartl S, Karg O, Laier-Groeneveld G, Nava S, Schönhofer B, Schucher B, Wegscheider K, Criée CP, Welte T., Non-invasive positive pressure ventilation for the treatment of severe stable chronic obstructive pulmonary disease: a prospective, multicentre, randomised, controlled clinical trial. Lancet Respir Med. 2014 Jul 24. pii: S2213-2600(14)70153-5. doi: 10.1016/S2213-2600(14)70153-5. [Epub ahead of print]

Weitere Informationen erhalten Sie bei   koehnlein.thomas@mh-hannover.de

Text: BREATH/AZ