BREATH beteiligt an größter Studie zur Bronchiektasen-Erkrankung in Europa

Die BREATH Wissenschaftler Prof. Dr. Tobias Welte und PD Dr. Felix Ringshausen sind Teil der weltweit bisher größten Studie zur Bronchiektasen-Erkrankung. Das europäische Bronchiektasen-Register EMBARC (European Multicentre Bronchiectasis Audit and Research Collaboration), hat seit 2015 Daten zu knapp 17.000 Betroffenen mit Bronchiektasen-Erkrankung gesammelt und diese aktuell im renommierten Journal The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht.

Bei der Bronchiektasen-Erkrankung handelt es sich um eine bisher oft als selten eingestufte chronische Erkrankung, die mit Erweiterungen und Aussackungen der Atemwege einhergeht. Sie können aufgrund einer angeborenen Veranlagung   oder in Folge von Infektionen oder einer Vielzahl chronischer Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose, PCD, COPD oder Tuberkulose entstehen. „Es ist wirklich fraglich, ob es sich bei der Bronchiektasen-Erkrankung um eine seltene oder vielmehr um eine selten diagnostizierte Erkrankung handelt. Leider wurde die Forschung auf diesem Gebiet lange Jahre vernachlässigt“, sagt BREATH-Wissenschaftler PD Dr. Felix Ringshausen. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) widmet er sich seit vielen Jahren der Bronchiektasen-Forschung und rief mit seinem Team im Jahr 2015 das deutsche Bronchiektasen-Register PROGNOSIS ins Leben. Ziel von PROGNOSIS ist es, die Ursachen, Ausprägungen und Komorbiditäten der Erkrankung in Deutschland besser zu verstehen, um so zielgerichtete Therapien für Betroffene anbieten zu können. Aktuell gibt es noch kein Medikament, das speziell für die Behandlung der Bronchiektasen-Erkrankung zugelassen ist. 

Für PD Dr. Ringshausen und das Team von PROGNOSIS war es selbstverständlich, dass sie sich mit den Daten des deutschen Bronchiektasen-Registers auch am europäischen Register beteiligen. „Je mehr Daten von Betroffenen wir sammeln können, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir daraus Rückschlüsse und neue Therapieansätze ziehen können“, so Ringshausen. Seit 2015 teilt er deshalb auch die harmonisierten deutschen Daten mit dem EMBARC-Register. Bisher konnten (bis April 2022) 16.963 Betroffene in die fortlaufende Studie eingeschlossen werden, die Angaben zu Gesundheit, bisherigen Therapien, Krankenhausaufenthalten und Exazerbationen machten. Die ersten Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Journal The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht und zeigen, dass Menschen mit einer Bronchiektasen-Erkrankung häufig auch andere Krankheiten wie Asthma (31%) oder COPD (25%) aufweisen. Bei etwa 38% aller Untersuchten konnte keine Ursache für ihre Erkrankung festgestellt werden. Auffällig waren regionale Unterschiede bei schweren Infektionen, die häufiger in Ost- und Zentraleuropa als in West- und Südeuropa als Auslöser der Bronchiektasen-Erkrankung festgestellt wurden. Während in Südeuropa Pseudomonas aeruginosa das häufigste zu einer chronischen Atemwegsinfektion führende Bakterium war, wurde in nord- und westeuropäischen Ländern Haemophilus influenzae häufiger nachgewiesen. Der Grund hierfür ist bisher noch unklar. 

Als wichtige Ansatzpunkte für weitere Forschung sehen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die regional unterschiedliche Häufigkeit der verschiedenen Bakterientypen und vor allem die erhöhte Rate an Verschlechterungsepisoden (Exazerbationen), unter denen Betroffene in Zentral- und Osteuropa leiden. Hier gilt es, zukünftig die Diagnose und Therapie von Erkrankten zu verbessern. „Gerade für Erkrankte in Ländern Zentral- und Osteuropas sind die Daten der Studie Anlass zur Hoffnung. Wir können dazu beitragen, dort die bekannten und gut funktionierenden Diagnose- und Therapieverfahren anderer Länder zu etablieren“, so PD Dr. Ringshausen, der sich der großen Vorteile länderübergreifender Studien bei von der medizinischen Forschung vernachlässigten Erkrankungen bewusst ist und auch zukünftig auf die Arbeit im EMBARC Team setzt, in dessen Steuerungsgruppe er gemeinsam mit Prof. Dr. Welte mitarbeitet.

Die Originalpublikation finden Sie hier.

 

Text: BREATH/AB

Foto: privat
 

PD Dr. Felix Ringshausen