DZL Posterpreis für neuen Ansatz zur Computertomographie bei Lungenerkrankungen

Zwei der drei Projekte, die für den Standort BREATH beim diesjährigen DZL Jahrestreffen einen Posterpreis gewinnen konnten, haben wir schon vorgestellt. Das dritte Projekt wurde von Dr. Sarah Scharm, Nachwuchswissenschaftlerin aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hoen-oh Shin, eingereicht und beschäftigt sich mit einem neuen Scanprotokoll für CT Untersuchungen der Lunge, das bei gleichbleibendem Aufwand mehr Diagnosemöglichkeiten bieten soll.

Bei der Diagnosestellung für Lungenerkrankungen spielen Bildgebungsverfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) eine große Rolle, da sie eine nicht-invasive Möglichkeit bieten, Krankheitsspezifika zu untersuchen. Die Arbeitsgruppe von Professor Hoen-oh Shin am Institut für Interventionelle und Diagnostische Radiologie der MHH hat ein für Photonenzähler-CT optimiertes Protokoll zur umfassenden Analyse der Morphologie, Funktion und den Gefäßen der Lunge entwickelt. Frau Dr. Scharm hat dieses Protokoll ausgewertet und wurde hierfür mit dem Posterpreis der Plattform Imaging prämiert.

Das neu entwickelte Protokoll besteht aus zwei Untersuchungsabschnitten: eine Aufnahme in maximaler Inspiration unter Kontrastmittelgabe und einer Aufnahme in Exspiration nach einer Verzögerung von 5 Minuten. Nach mehreren Nachverarbeitungsschritten können hieraus neben den standardmäßigen Bildern zur Beurteilung der Lungenstruktur weitere Bilder berechnet werden. Dazu zählen funktionelle Bilder, welche die Ventilation, Perfusion und ein sogenanntes „late enhancement“ anzeigen, aber auch eine CT-Angiographie, mit der sich der pulmonale Gefäßbaum beurteilen lässt. In 85% der CT-Scans ließen sich alle der genannten Parameter erstellen und die erforderliche Strahlendosis lag deutlich unterhalb der diagnostischen Referenzwerte für eine einzelne CT-Aufnahme.

Eingeschlossen wurden PatientInnen mit folgenden Krankheitsbildern: CTEPH (chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie), post-COVID-19, unspezifische interstitielle Lungenerkrankungen, Kollagenosen, IPF (idiopathische pulmonale Fibrose) und unspezifische/unbekannte Lungenfunktionseinschränkungen. Für alle aus den Bildern berechneten Parameter (Lungenvolumen und -dichte, Ventilation, Perfusion und late enhancement) fanden sich signifikante Unterschiede zwischen mindestens zwei der genannten Krankheitsgruppen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das neue Scanprotokoll ein vielversprechendes Tool ist, da es ohne zusätzliches Equipment im klinischen Alltag durchgeführt werden kann. Es ermöglicht eine simultane Akquisition und umfassende Analyse von Lungenmorphologie und Lungenfunktion“, so Scharm über die Einsatzmöglichkeiten des entwickelten Protokolls.

Wir wünschen Frau Scharm und ihren KollegInnen viel Erfolg bei der Weiterentwicklung und praktischen Umsetzung des neuen Scanprotokolls. Bildgebende Verfahren, die in der Praxis unkompliziert umgesetzt werden können und einen besseren Einblick in Krankheitsspezifika bilden, sind der Ausgangspunkt für eine optimierte Therapie für Betroffene.

Die ausführlichen Ergebnisse wurden kürzlich auch im Fachjournal „Radiology“ veröffentlich und können hier (Regional Pulmonary Morphology and Function: Photon-counting CT Assessment | Radiology (rsna.org) eingesehen werden.

 

Text: AB/ BREATH

Foto: Heike Steinlandt

Dr. Sarah Scharm, Nachwuchswissenschaftlerin aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hoen-oh Shin, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie